Bis gestern haben bundesweit 50 000 Menschen die Petition unterstützt. Knapp zwei Wochen läuft die Initiative noch. Angesprochen haben die Initiatoren nicht nur die sieben Millionen Fußballer in etwa 24 500 Vereinen, sondern auch die Mitglieder, Vereine und Verbände anderer Sportarten unter dem Dach des DOSB. Dort sind insgesamt 27 Millionen Mitglieder in 90 000 Vereinen organisiert.
Das sagen die Initiatoren
„Die Amateurvereine und ihre Sportlerinnen und Sportler sind immer wieder in den Entscheidungen ignoriert und vergessen worden. Damit muss jetzt Schluss sein“, sagt der DFB-Vizepräsident für den Jugendfußball, Ronny Zimmermann. Sport habe einen hohen gesellschaftlichen Wert, Sport sei gesund für Körper und Seele – auch in der Pandemie. Zimmermann fordert schnelle, konkrete Perspektiven, zumal die Vereine längst bewiesen hätten, dass sie mit einem Restart verantwortungsvoll umgehen können.
„Der Punkt ist längst erreicht, an dem der aktuelle Zustand nicht mehr akzeptabel ist. Der Ball muss wieder rollen können“, sagt der Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes Günter Distelrath. Die Fakten besagten eindeutig, dass vom Sport im Freien kein pandemisches Risiko ausgehe. Das gelte für Sportarten an der frischen Luft. „Die Vereine und Verbände, aber auch Gesundheit und Sozialleben in großen Teilen unserer Bevölkerung sind darauf angewiesen, dass sich endlich wieder etwas bewegt“, erklärt DOSB-Präsident Alfons Hörmann.
Allein im Fußball seien knapp 140 000 Mannschaften seit Oktober 2020 weitgehend zur Bewegungslosigkeit verurteilt – obwohl alle bisherigen Erkenntnisse in der Pandemie aufzeigten, dass auf dem Spielfeld nur ein äußerst geringes Ansteckungsrisiko bestehe, geht aus einer gemeinsamen Erklärung der Initiatoren hervor. Demnach warnen Experten seit Monaten vor den gesundheitlichen und gesellschaftlichen Gefahren, die mit dem aktuellen Verbot des organisierten Sporttreibens einhergehen.
Die aktuellsten Umfragewerte
In einer bundesweiten Online-Umfrage mit 100 000 Teilnehmern hatte der DFB ermittelt, wie es dem Amateurfußball in der Pandemie geht. 98 Prozent der Befragten vermissen den Amateurfußball, 96 Prozent die Aktivitäten in ihrem Verein. Besonders fehlen den Menschen laut der Umfrage die Gemeinschaft und das Gemeinschaftsgefühl (71 Prozent), noch mehr sogar als das aktive Fußballspielen selbst (68 Prozent).
Der gesellschaftliche Wert: Laut einer wissenschaftlichen Modellrechnung in Zusammenarbeit zwischen der UEFA, dem DFB und zehn Universitäten beträgt die soziale und ökonomische Wertschöpfung des Amateurfußballs in Deutschland 13,9 Milliarden Euro. Der Wert entstehe, weil in 24 500 Vereinen Fußball gespielt und ehrenamtliche Arbeit geleistet werde, geht aus der Pressemitteilung hervor. Weil das Erkrankungsrisiko durch das Kicken sinkt, spare allein das Gesundheitssystem 5,6 Milliarden Euro pro Jahr.
Die aktuelle Lage in der Region
Die jüngsten Lockerungen seien ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, sagt der Geschäftsführer des VfL Stade, Justin Moradi. Allerdings seien vor allem die erwachsenen Mitglieder des größten Vereins des Landkreises verhalten in den Sport gestartet. „Aufgrund der Auflagen ist es offenbar noch nicht attraktiv genug“, sagt Moradi. Erwachsene dürfen draußen negativ getestet mit zwei Metern Abstand Sport treiben. Da spielte zuletzt auch das Wetter nicht mit. Online-Kurse sind noch sehr gefragt.
„Die meisten Abteilungen haben sich auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen fokussiert“, sagt Moradi. Der VfL schöpfe die Möglichkeiten aus. Moradi zeigt sich ganz angetan von den ehrenamtlichen Trainern und Betreuern, die den Aufwand durch die strengen Hygieneregeln nicht scheuen. Einige Bedingungen hält er VfL-Geschäftsführer für „wenig praktikabel und wenig nachvollziehbar“: „Tagsüber im Büro reicht für den Übungsleiter ein Selbsttest. Am Abend beim Training muss es dann ein offizieller Test sein“, erklärt Moradi.
Beim Buxtehuder SV sei die Resonanz der Erwachsenen auf Angebote unter freiem Himmel seit den Lockerungen ebenfalls verhalten. „Die Testpflicht ist eine große Hürde für die Sportler“, sagt Friederike Gubernatis vom Vorstand. Das Testen der Übungsleiter funktioniere gut. Auch wenn manche, die vor dem Training einen langen Arbeitstag hinter sich haben, zeitlich an ihre Grenzen stoßen. In einer spontanen Umfrage, die der BSV gestartet hat, erklärten bislang 62 Prozent der Mitglieder, sie würden den Aufwand, sich vor jedem Training testen zu lassen, betreiben. Nur 16 Prozent sprachen sich dagegen aus. Friederike Gubernatis hofft auf eine Anpassung in der neuen Verordnung. Diskutiert wird offenbar bis Ende Mai der Wegfall der Testpflicht für die Sportler.
Ein Fall aus der Praxis
In der Jugend-Fußballabteilung des VfL Güldenstern Stade sind in 32 Mannschaften 606 Mädchen und Jungen organisiert. Um die Fußballer kümmern sich 81 Trainer, Co-Trainer und Betreuer. Damit stellt der Verein die größte Jugendabteilung im Kreis. Die Kinder und Jugendlichen sind von der Testpflicht vor dem Training ausgenommen. Die Erwachsenen nicht. „Das Testen ist aufwendig, ein bisschen nervig, aber es funktioniert“, sagt Jugendleiter Martin Bube. Einige Trainer lassen sich jeden Tag testen. In der Regel nutzen die Trainer und Betreuer die Schnelltestzentren, die Tests von ihren Arbeitgebern oder führen das Wattestäbchen kurz vor dem Training unter Aufsicht eines Vereinsverantwortlichen in die Nase ein. „Das ist eine halbe Stunde mehr Aufwand. Aber es ist im Sinne der Kinder“, sagt Bube.
Das sagt der NFV Kreis Stade
Fußball-Funktionär Helmut Willuhn steht der Petition positiv gegenüber. „Ich habe die Hoffnung, dass die Fußballer aus dem Landkreis Stade Anfang Juli zum Start der Saisonvorbereitung komplett aufs Spielfeld dürfen. Die Vereine hätten bereits im vergangenen Jahr gute Vorarbeit geleistet, was die Hygieneregeln angeht und seien gut aufgestellt.
Quelle: Stader Tageblatt