Das Rechnen hat sich erübrigt. Die SV Ahlerstedt/Ottendorf ist am Sonntag definitiv aus der Fußball-Oberliga Niedersachsen abgestiegen. Im Derby beim Heeslinger SC setzte es einen gewaltigen Dämpfer.
Timo von Holt stemmt die Hände in die Hüften und starrt ins Leere. „Ach Mann“, säuselt der A/O-Kapitän. „So haben wir uns das nicht vorgestellt.“ Nach dem letzten Saisonspiel am Sonntag haben die Ahlerstedter Gewissheit, dass es nach einem Jahr zurück in die Landesliga geht. A/O beendet die Saison auf Rang 15, dem ersten regulären Abstiegsplatz. „Das tut weh“, sagt von Holt.
Der Abstieg wurde, ausgerechnet, im Heeslinger Waldstadion besiegelt. Vor rund 300 Zuschauern vergab A/O kurz nach der Pause mehrere Großchancen zum Ausgleich und brach dann auseinander. Heeslingen gewann mit 5:1. „Es ist bitter, dass wir so hoch verloren haben“, sagt Trainer A/O-Trainer Malte Bösch. Es war ein Sinnbild für die vergangenen Partien.
19 Gegentore in den letzten vier Spielen
Nach einer für den Aufsteiger beachtlichen Hinrunde (Platz 8, 23 Punkte) gelang nur noch wenig. Zuletzt verlor A/O vier Spiele in Serie, kassierte 19 Gegentore. „Man muss bedenken, dass wir fast mit der Mannschaft gespielt haben, die den Aufstieg geschafft hat“, sagt von Holt. Ein eingeschworener Haufen, aber für eine Oberliga-Saison mit 34 Spielen habe am Ende die Qualität nicht gereicht.
Gerne hätte der A/O-Kapitän ein Herzschlagfinale gehabt. Doch die Chance auf den Klassenerhalt war ohnehin schon minimal und sank kurz vor Anpfiff auf Null. Denn der sichere Abstieg der Drittligisten Oldenburg und Meppen hat Auswirkungen bis in die Oberliga. Die Zahl der Absteiger dürfte dort bei sieben Mannschaften liegen. Selbst ein Sieg hätte A/O nicht mehr geholfen.
Heeslingen schnürt A/O ein
Dabei stimmte zunächst der läuferische und kämpferische Einsatz. A/O kreierte erste Chancen und hatte den Gegner auch hinten im Griff. Der Trainer war zufrieden: „Brust raus! Ihr macht das gut! Giftig sein!“, brüllte Bösch über das Feld. Nach knapp einer halben Stunde jedoch war der Widerstand gebrochen.
Nach einem strammen Schuss von Maximilian Köhnken konnte A/O-Keeper Jannis Trapp den Ball nicht festhalten, Marco Sobolewski staubte ab, 1:0 für Heeslingen. Der Tabellensechste schnürte A/O in dessen Hälfte ein, erspielte sich zwei Großchancen. Kurz vor der Pause nutzte Sobolewski eine scharfe Hereingabe zum 2:0. Der Mittelfeldspieler geht im Sommer zum Landesligisten TuS Harsefeld.
Kabinen-Ansprache zeigt Wirkung
Bösch erzählt, dass er sein Team in der Pause noch mal eingeschworen habe. Und das zeigte Wirkung. A/O spielte aggressiver. Erst knallte Marcel Brunsch den Ball aus 20 Metern in den Winkel, 1:2. Wenig später hätte der kurz zuvor eingewechselte Malcolm Brunkhorst aus fünf Metern nur ins leere Tor schieben müssen, doch er schoss den Ball drüber. Corvin Höft vergab eine weitere Großchance.
A/O brach ein. Heeslingen erhöhte auf 5:1 und konnte sogar den vergebenen Foulelfmeter (77.) verkraften. „Wir haben das spielerisch gut gemacht“, sagt Heeslingens Trainer Lars Uder. Dass Ahlerstedts Abstieg ausgerechnet beim freundschaftlich verbundenen Nachbarverein besiegelt wurde, sei natürlich bitter. „Es tut mir leid für Malte.“
A/O-Torjäger kehrt zurück nach Heeslingen
Malte Bösch nimmt nach dem Spiel seinen Sohn auf den Arm. Dieser trägt ein A/O-Trikot mit seinem Namen auf dem Rücken: Valentin. Bösch erklärt ihm, dass seine Mannschaft verloren habe. „Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht da“, sagt er dem Reporter, und das sei einer der Gründe, warum A/O in der kommenden Saison eine Etage tiefer spielt.
A/O-Torjäger Darvin Stüve hat ein weinendes und lachendes Auge. Der beste Ahlerstedter Torschütze (14 Tore) kehrt in der neuen Saison zu seinem Heimatverein Heeslingen zurück. „Alter Verräter“, flachst Co-Trainer Kevin Speer. Beide lachen. „Nein“, sagt Stüve, „so einen Abschied aus Ahlerstedt habe ich mir natürlich nicht gewünscht.“
Die Statistik zum Spiel:
Tore: 1:0 (29.), 2:0 (45.) beide Sobolewski, 2:1 (47.) Brunsch, 3:1 (67.) Rehling, 4:1 (79.) Böhning, 5:1 (83.) Rehling
SV A/O: Trapp, Nissen, Arizanov, von Holt, Danaci (61. Heins), Höft, Peters (81. Niekerken), Brunsch, Klindworth (78. Hatecke), Stüve (78. Iizuka), Holler (46. Brunkhorst)
Tabelle Fußball-Oberliga Niedersachsen
Quelle: Stader Tageblatt