50 Jahre A/O: Viele Erfolge und rosige Zukunft

AHLERSTEDT. Das 50-jährige Jubiläum der Spielvereinigung Ahlerstedt/Ottendorf fällt durch Corona dürftig aus. Hygienekonzepte statt Partyvorbereitung. Doch die „DNA A/O“ zeigt sich gerade in diesen Zeiten. Der Rückblick auf Erfolge schärft bei den Verantwortlichen den Fokus auf die Zukunft.

Seit Herbst letzten Jahres planten die Verantwortlichen das Jubiläumsjahr. In Emma’s Stuv, einem Hinterzimmer der Stammkneipe im Ahlerstedter Schützenhof, wurde diskutiert, geplant und mit Vorfreude das Jahr 2020 erwartet. Das 50. Jubiläum sollte etwas Besonderes werden. Doch die Pandemie erlischt Ende August 2020 auch den letzten Funken des Freudenfeuers. Die große rot-blaue Party im TaTöff in Bevern als Höhepunkt wird wie alles andere abgesagt. Kein Kommersabend für die Sponsoren, kein großes Pfingstturnier für alle Fußballer und Fußballerinnen des Kreises, kein Frühschoppen für die ganze Gemeinde während der Sportwoche, keine Kreispokalendspiele, kein Kindertag. Nachgeholt wird keine der Veranstaltungen. Nur für die Pokalendspiele gibt es noch Hoffnung, sofern der NFV Kreis Stade sich dafür entscheidet, die offene Runde zu beenden.

Zum Vergessen ist das Jahr für die Spielvereinigung trotzdem nicht – und auf die 50-jährige Geschichte blicken die A/O-Fußballer mit Stolz.

Fusion von MTV Ahlerstedt und SV Blau-Weiß Ottendorf

Am 1. Juli 1970 schließen sich der MTV Ahlerstedt und der SV Blau-Weiß Ottendorf zusammen. Die endgültige Fusion erfolgte allerdings erst mit dem Oberligaaufstieg 1988. Erst bei der Lizenz-Besorgung für den Aufstieg war aufgefallen, dass dafür ein eigenständiger Verein notwendig war. Fünf Jahrzehnte später meldet A/O eine fünfte Mannschaft im Herren- wie Frauenbereich. Das ist ein breitensportliches Repertoire, dass vor allem im Frauenbereich kein Bundesligaverein in Norddeutschland bieten kann.

Die A/O-Meistermannschaft im Spieljahr 1987/1988 mit Trainer Reinhard Böckmann, Uwe Arndt, Karsten Hinck, Stefan Buchholz, Axel Klintworth, Detlef Heins, Hartmut Mattfeldt, Eckhard Starke, Thorsten Meyer, Rainer „Hannes“ Meibohm (hinten von links) sowie Helmut Müller, Günter Meier, Willi Müller, Werner Brumm, Ralf Schnackenberg, Hans-Dieter Bockelmann und Betreuer Kuno Meibohm (vorne von links).

 

Auch im Leistungsbereich ist die Spielvereinigung auf Kurs. Die Landesliga-Truppe von Trainer Malte Bösch ist ungeschlagen. Sollte nur die Hinrunde der Qualifikationsrunde gezählt werden, stünden die Chancen gut, dass das Team mit den meisten Punkten in die Aufstiegsrunde einsteige, so Bösch. Nach dem Bezirkspokalsieg hat die Mannschaft im Niedersachsenpokal außerdem zwei Oberligisten geschlagen. „Unser kleiner Traum vom DFB-Pokal wird mit jeder Runde größer“, sagt der Trainer. Trotz Corona lebt also die Euphorie im Jubiläumsjahr.

Malte Bösch: Hier wird Fußball gelebt

Mit Blick auf die letzten Jahre kann sich Malte Bösch, Stand jetzt, keinen anderen Verein mehr vorstellen: „A/O ist mein Verein und passt zu mir. Jeder, der hier mal dabei war, merkt, dass Fußball gelebt wird.“ Gerade durch die Schattenseite mit den abgesagten Veranstaltungen und die große Mehrarbeit durch die Pandemie, merke jeder, was die Ehrenamtlichen alles wuppen.

Malte Bösch beschreibt die zwei Seiten der Medaille, mit denen auch der Vorsitzende Thorsten Meyer das Jahr resümiert. Mit Herzblut geplante und schließlich abgesagt Events auf der einen Seite. Zudem der Aufwand durch die Hygienevorschriften. „Corona hat dem Ehrenamt irre viel abverlangt, nicht nur in der Planung, sondern auch in der Umsetzung der Konzepte“, sagt Meyer. Bei der Spielvereinigung sei die Pandemie, zumindest in diesem Jahr, finanziell zwar noch verkraftbar gewesen, weil zumindest die meisten Sponsoren ihre Zusagen erfüllten. Doch vor allem zeitlich war und ist das Jahr kostenintensiv. Bei A/O gebe es aber noch vergleichsweise passable Voraussetzungen, so Meyer.

In diese Richtung soll es für den Verein gehen

Die Ausnahmesituation hat die Verantwortlichen fokussiert und ihnen verdeutlicht, in welche Richtung es für den Verein gehen soll. „Wir müssen schneller sein und mit der Zeit gehen“, so Meyer. Durch die Hygienekonzepte sei ihm beispielsweise ein Ticketsystem für mehr Planungssicherheit ins Auge gefallen. „Wir waren somit quasi dazu gezwungen, zu lernen und uns mit bestimmten Abläufen zu befassen.

Das Resümee des Vorsitzenden bezieht sich allerdings nicht nur auf dieses Jahr. In den fünf Jahrzehnten hat es bei der SV Ahlerstedt/Ottendorf immer Wandel, Veränderungen und auch Fortschritt gegeben. Thorsten Meyer erinnert sich beispielsweise an das Jahr 2015 zurück: „Damals standen wir kurz davor, die dritte Herrenmannschaft abzumelden.“ Umliegende Vereine hätten A/O damals viele Spieler streitig gemacht. Der Breitenfußball sei auf der Strecke geblieben.

Eine Entwicklung, die sich durch die Aufopferung vieler Ehrenamtlicher und zur Freude des Vorsitzenden wieder umgekehrt habe. Jedes Jahr verzeichnet der Verein mehr Mitglieder. Der Teamgedanke, die „DNA A/O“ sei zurückgekehrt. Diese habe schon vor 50 Jahren gebildet, als die heutigen Fußballplätze des Vereins durch einfache Verabredungen zum Bolzen entstanden sind.

Verein ist Vorreiter im Frauenbereich

Besonders im Frauenbereich ist der Verein seit den Anfängen Vorreiter. Fünf Frauenmannschaften und ein B-Mädchen-Team sind aktuell ein Alleinstellungsmerkmal. Schon seit der Eingliederung 1981 ist der Verein die Anlaufstelle für hochklassigen Frauenfußball in der Umgebung. Fußballobmann Bernd Stelling prägt die Ära seit 1985, als er erstmals die Frauenmannschaft trainierte. Seinen Höhepunkt erreichte die Erfolgswelle in 2013/14, als die Regionalligamannschaft als Drittligist unter den Top 3 stand. „Die zweite Frauenmannschaft stieg zeitgleich in die Oberliga auf, die Dritte in die Bezirksliga“, erinnert sich Stelling. Heute ist die erste Frauenmannschaft standfest in der Oberliga unterwegs, die anderen vier Mannschaften verteilen sich bis zur Kreisklasse.

Regionalliga Frauen 2008 beim Sieg gegen SuS Tümmel

Doch so wie vor 50 Jahren auf dem Bolzplatz läuft der Ball im Amateurfußball in 2020 nicht mehr. Der Rückblick zeigt den Verantwortlichen, was in Zukunft geschehen muss. „Wir als Verein müssen sexy sein. So sexy, dass die Leute zu uns gucken und wir nicht durchs Raster fallen“, so Meyer. Das Stichwort Digitalisierung ploppt auf. Vereine müssten vermehrt den Dienstleistungsgedanken verankern, eine Präsenz in den sozialen Medien sei wichtig, um attraktiv zu bleiben – auch als familiärer Dorfverein.

Infrastruktur ausgebaut

Als zweites Stichwort fällt die Infrastruktur. In den letzten Jahrzehnten hat Ahlerstedt/Ottendorf viel ausgebaut, erst 2012 stand der Sportplatzbau in Ottendorf an, Flutlichter an zwei Anlagen wurden ergänzt, ein Zaun gezogen, stetig drei Vereinsbusse finanziert. Für die Zukunft sei dies allerdings noch nicht genug, ein Kunstrasen für die insgesamt 14 Mannschaften ist unverzichtbar. Gemeinsam mit dem Digitalisierungsplan stünden für die Spielvereinigung Kosten von bis zu zwei Millionen Euro in den nächsten drei Jahren an.

Seit dem Zusammenschluss 1970 hat sich viel getan. Weil die Zeiten nun daran sind, sich im größeren Stil zu ändern, sieht Thorsten Meyer seine Tage gezählt: „Die neue Generation tickt einfach anders.“ Eine Frau gehöre zudem unbedingt in den Vorstand, um die Interessen der großen Frauenabteilung noch besser zu repräsentieren. Meyers Wunsch ist es außerdem, die Spitzen doppelt zu besetzen. Neue Köpfe sollen von den Erfahrungen der älteren Verantwortlichen lernen können. Beim nächsten Jubiläum soll die Spielvereinigung Ahlerstedt/Ottendorf bestmöglich aufgestellt sein und auf noch mehr Erfolge zurückblicken können. Und dann kann hoffentlich auch gefeiert werden.

A/O-Erfolge

1970 Gründung

1973 Meister und Aufstieg in Bezirksliga Niedersachsen Staffel 6

1976 Meister und Aufstieg in Verbandsliga Niedersachsen Staffel Nord, zudem erster Bezirkspokal-Sieg

1979 Meister und Aufstieg in Bezirksoberliga Lüneburg (heutige Landesliga)

1988 Meister und Aufstieg in Landesliga Niedersachsen (heutige Oberliga)

2001 Oberliga-Aufstieg der Frauen

2002 Bezirkspokal-Sieg

2004 Regionalliga-Aufstieg der Frauen

2008 Bezirkspokal-Sieg

2009 Meister und Aufstieg in Oberliga

2014 Die 2. und 3. Frauenteams feiern die Aufstiege in Oberliga und Bezirksliga, die Regionalliga-Mannschaft steht nach 2005 zum zweiten Mal im Finale des Niedersachsenpokals

2015 Bezirkspokal-Sieg

2020 Bezirkspokal-Sieg

Quelle: Stader Tageblatt / Sophia Ahrens